Eu. Hochwohlgeb. haben unterm 15ten dieses ein Schreiben an den Herrn Kaselitz ergehen lassen, welches eine Lieferung Preußischen Butter betrifft, wofür das General Directorium in Berlin 111 rt. 42 g. an die Cämmer in Gumbinnen berichtiget haben will. Der Herr Kaselitz sich nicht entsinnen konnte, dergleichen Summe für Rechnung der König.-Küche schuldig zu seyn. So hat er sich bey mir erkundiget, ob ich mir etwan von dem Zusammenhang dieser Forderung etwas erinnern könnte, und zum Glück ist er mit dieser Nachfrage an den rechten Mann gekommen. Ich weiß gantz zuverlässig, dass Eu. Hochwohlgeb. dem Butter- Factor Mey in Königsberg vor die letzt gelieferte Butter, worunter eine halbe Tonne für den H.n Capitaine von Schönholtz, und noch eine andere halbe Tonne für die Frau Probstin Decker befind. gewesen, 111 r. 42 g. schuldig waren; diese Post aber ist ungefähr 14 Tage oder 3 Wochen vor meiner Abreise, an den Banquier Werpler in Berlin, zur Uebermachung an d.n Mey bezahlet worden. Dero Frau Gemahlin haben davon die Quitung durch mich bekommen; ich glaube auch, dass sich selbige beym Nachsehen finden wird. Wenn also dem General-Directorio davon eine Abschrift zugeschickt wird, so wird sie Eu. Hochwohlgeb. in Ruhe lassen müssen.
Die Frau Pröbstin wird vielleicht wissen, welchen Tag sie das letzte mahl von Dresden zurückgekommen. Zwey Tage darauf sind die 111 r. 42 g. nach Berlin abegangen, weil Sie mir das Contingent für Ihre empfangene Butter erst nach Ihre zweyten Zurückkunft von Dresden einhändigte, welches alles, und warum das Geld nicht eher übersandt, werden können, der Frau Geheimen- Cämmerern wissend ist.
Dass die Cämmer in Gumbinnen die Förderung von gelieferte Butter macht, ist gantz natürlich, weil Mey nichts anders als Factor ist, und die Butter so er debitirt, theils an die Preußische theils an die Lit- thauische Aemter zu berechnen hat. Das Anschreiben des General- Directorii ist überhaupt sehr unvernehmlich, weil darinn (or darum) so wenig das datum, an welchem die Gumbinsche Cämmer den Bericht einge- sandt hat, marquiret, als der Factor oder das Ammt genennet ist, so die Butter geliefert, die Cämmer handelt ja damit nicht immediate, sondern sie hilfet nur im Fall der Noth ihre Pachter zu ihren ausstehenden Schulden. Kurtz ich begriffe nicht gar wohl, was das General-Directorium zu dieser Erinnerung voranlaßet hat. Gnug die Sache ist richtig und abgethan, und wenn es wie ich nicht zweifele, die letzte Lieferung betrifft; so will ich allenfalls selbst für richtig geschehene Bezahlung repondiren.
Ich verhoffe, dass diese Erläuterung wird hinreichend seyn, das General-Directorium zu bedeuten, und dass ich auch hierdurch meine Pflicht, so ich Eu. Hochwohlgeb. meinen Entfernung un- geachtet schuldig bin, beobachtet habe.
Die heutige merckwürdige Begebenheit, wird deroselben durch Madame Leining communiciret werden.
Se. König. Maj. befinden Sich Gott lob! so wohl als nür möglich ist. Wir leben hier auch ziemlich vergnügt, obgleich des schießens Tag und Nacht kein Ende ist. Wenn es ja ein wenig aufhöret, so ist es als wenn einem etwas fehlet. So kann man der Gefahr, der man beständig ausgesetzet ist, ge- wohnt werden; da man doch sonst zu Friedens-Zeiten, wenn man wo ungefähr ein Gewehr los gehen höret, sogleich erschrickt und ohne Noth zusammen fähret. Alles dieses Schießen aber wird wohl nur im Kinder-Spiel gegen das donnern und Krachen sein, welches wir in wenigen Stünden der Stadt Prag erregen werden, und welches derselben falls sie hartnäckig ist, und ihre Vertheidiger nicht gar zur Verzweiflung gebracht sind, die gäntzliche Einäscherung zu Wege bringen kann. Das Stückchen ist bereits zugeschnitten.
Ich empfele mich zu beharrlicher Gewogenheit, und habe dagegen die Ehre, mit dem aufrichtigsten respect zu verharren,
Gentze to Fredersdorf, Letter 6, take 2
Date: 2024-10-18 08:29 pm (UTC)Gnädiger Herr Geheimer-Cämmerer!
Eu. Hochwohlgeb. haben unterm 15ten dieses ein Schreiben an den
Herrn Kaselitz ergehen lassen, welches eine Lieferung Preußischen
Butter betrifft, wofür das General Directorium in Berlin
111 rt. 42 g. an die Cämmer in Gumbinnen berichtiget haben will.
Der Herr Kaselitz sich nicht entsinnen konnte, dergleichen Summe
für Rechnung der König.-Küche schuldig zu seyn. So hat er sich
bey mir erkundiget, ob ich mir etwan von dem Zusammenhang
dieser Forderung etwas erinnern könnte, und zum Glück ist
er mit dieser Nachfrage an den rechten Mann gekommen.
Ich weiß gantz zuverlässig, dass Eu. Hochwohlgeb. dem Butter-
Factor Mey in Königsberg vor die letzt gelieferte Butter, worunter
eine halbe Tonne für den H.n Capitaine von Schönholtz, und noch
eine andere halbe Tonne für die Frau Probstin Decker befind.
gewesen, 111 r. 42 g. schuldig waren; diese Post aber ist ungefähr
14 Tage oder 3 Wochen vor meiner Abreise, an den Banquier
Werpler in Berlin, zur Uebermachung an d.n Mey bezahlet
worden. Dero Frau Gemahlin haben davon die Quitung durch
mich bekommen; ich glaube auch, dass sich selbige beym Nachsehen
finden wird. Wenn also dem General-Directorio davon eine
Abschrift zugeschickt wird, so wird sie Eu. Hochwohlgeb. in
Ruhe lassen müssen.
Die Frau Pröbstin wird vielleicht wissen, welchen Tag sie das
letzte mahl von Dresden zurückgekommen. Zwey Tage darauf
sind die 111 r. 42 g. nach Berlin abegangen, weil Sie mir das
Contingent für Ihre empfangene Butter erst nach Ihre zweyten
Zurückkunft von Dresden einhändigte, welches alles, und warum
das Geld nicht eher übersandt, werden können, der Frau Geheimen-
Cämmerern wissend ist.
Dass die Cämmer in Gumbinnen die Förderung von gelieferte Butter macht,
ist gantz natürlich, weil Mey nichts anders als Factor ist, und
die Butter so er debitirt, theils an die Preußische theils an die Lit-
thauische Aemter zu berechnen hat. Das Anschreiben des General-
Directorii ist überhaupt sehr unvernehmlich, weil darinn (or darum) so wenig
das datum, an welchem die Gumbinsche Cämmer den Bericht einge-
sandt hat, marquiret, als der Factor oder das Ammt genennet ist, so
die Butter geliefert, die Cämmer handelt ja damit nicht immediate,
sondern sie hilfet nur im Fall der Noth ihre Pachter zu ihren
ausstehenden Schulden. Kurtz ich begriffe nicht gar wohl, was
das General-Directorium zu dieser Erinnerung voranlaßet
hat. Gnug die Sache ist richtig und abgethan, und wenn es
wie ich nicht zweifele, die letzte Lieferung betrifft; so
will ich allenfalls selbst für richtig geschehene Bezahlung
repondiren.
Ich verhoffe, dass diese Erläuterung wird hinreichend seyn, das
General-Directorium zu bedeuten, und dass ich auch hierdurch
meine Pflicht, so ich Eu. Hochwohlgeb. meinen Entfernung un-
geachtet schuldig bin, beobachtet habe.
Die heutige merckwürdige Begebenheit, wird deroselben
durch Madame Leining communiciret werden.
Se. König. Maj. befinden Sich Gott lob! so wohl als nür
möglich ist. Wir leben hier auch ziemlich vergnügt, obgleich des
schießens Tag und Nacht kein Ende ist. Wenn es ja ein wenig
aufhöret, so ist es als wenn einem etwas fehlet. So
kann man der Gefahr, der man beständig ausgesetzet ist, ge-
wohnt werden; da man doch sonst zu Friedens-Zeiten, wenn
man wo ungefähr ein Gewehr los gehen höret, sogleich erschrickt
und ohne Noth zusammen fähret. Alles dieses Schießen aber
wird wohl nur im Kinder-Spiel gegen das donnern und
Krachen sein, welches wir in wenigen Stünden der Stadt
Prag erregen werden, und welches derselben falls sie hartnäckig
ist, und ihre Vertheidiger nicht gar zur Verzweiflung gebracht
sind, die gäntzliche Einäscherung zu Wege bringen kann.
Das Stückchen ist bereits zugeschnitten.
Ich empfele mich zu beharrlicher Gewogenheit, und habe
dagegen die Ehre, mit dem aufrichtigsten respect zu verharren,
Eu. Hochwohlgeb.
gehorsamster treuer Diener
Gentze
Haupt-Quartier bey Prag
den 24te Maj. 1757.