Die häufige Arbeit, so ich in den ersten Tagen meiner Anhero- kunft gefunden, hat mir noch nicht erlauben wollen, Eu. Hochwohlgeb. meiner Schuldigkeit nach von meinen gegenwärtigen Umstän- den Nachricht zu geben. Dieselben sind Gott sey danck recht gut, und so beschaffen, dass ich dem Ziel meiner Zeitlichen Ver- sorgung immer näher gekommen zu seyn, mir schmeicheln darf. Der Herr Geheime-Cämmerer Leining, mein gegen- wärtigen Chef, haben die Gütigkeit gehabt, dem Könige vor mei- ner Ankunft zu sagen, dass ich Eu. Hochwohlgeb. einige Jahre zu dienen die Ehre gehabt, worauf Se. König. Maj. allergnä- digst befohlen, dass man mich kommen lassen möchte. Wozu dieser Umstand mir in der folgenden Zeit und vielleicht nach geendigter Campagne nutzbar werden kann, sehen dieselben besser als ich ein. Kurtz ich habe alles gutes zu hoffen. Schlägt mir meine Hoffnung aber auch fest, werde ich mich auch darrin (or darum?) zu finden wissen. Gnug ich werde allezeit wie ein ehrlichen Kerl agiren, und mir vorwißentlich niemanden, zum Feinde machen; es müßte denn eine infame und boshafte Seele sein, mit der ich ohne dem keine Freundschaft zu unterhal- ten gesonnen bin.
Dero Frau Gemahlin, an welche mein unterthänigen Respect ergehet, haben mir aufgetragen, einige Stücke in der Dres- dener Porcelain-Fabrique, dergleichen Sie auf dem Schlosse in Potsdam gesehen, aufzusuchen, und mich nach dem gnauester Preiß derselben zu erkundigen. Bey meiner Durchreise durch Dresden, die just den 2te Oster-Tag geschehe, war die Fabrique verschlossen, und konnte mich also darnach nicht erkundigen. Vorgestern habe ich endlich Gelegenheit gehabt, die Fabrique zu sehen, und daselbst habe ich sehr wenige von den committirten Stücken gefunden. Alles was vorjetzo daran vorräthig ist, bestehet in folgenden.
1. Eine Confituren-Schälchen in Form einer Rose, etwas größer, wie diejenigen, so auf dem Potsdamschen Schloß- stehen, soll aufs gnaüste Kosten 8 rt. 2. Ein dito, just so groß wie die auf dem Schloße 5 rt. 3. Ein dito von eben der Größe in Form einer Orange 4 rt. 4. Ein dito ................................Citrone 5 rt. 5. Ein dito ...............................Weintraube 7 rt. Ein mehreres est jetzo nicht vorhanden, auch wie mir versichert worden so wenig in Meißen als Leipzig zu bekommen. Die Stücke sind nicht etwan von dem sogennanten Ausschuß, son- dern schon und ohne Fehler. Sollten dieselben anständig seyn, woll mir dero gnädige Befehle erbitten, und sodann werde damit prompt aufwarten. Eu. Hochwohlgeb. empfele mich zu beharrlichen Wohlwollen, und bitte nichts mehr, als mir dero Gnade und Gewogenheit zu conserviren. Ich werde dagegen Zeit meines Lebens mit der vollkommensten und unverbrüchlichsten Treü und Ver- ehrung verbleiben,
Gentze to Fredersdorf, Letter 2, take 2
Date: 2024-10-18 03:43 pm (UTC)Gnädiger Herr Geheimer-Cämmerer!
Die häufige Arbeit, so ich in den ersten Tagen meiner Anhero-
kunft gefunden, hat mir noch nicht erlauben wollen, Eu. Hochwohlgeb.
meiner Schuldigkeit nach von meinen gegenwärtigen Umstän-
den Nachricht zu geben. Dieselben sind Gott sey danck recht
gut, und so beschaffen, dass ich dem Ziel meiner Zeitlichen Ver-
sorgung immer näher gekommen zu seyn, mir schmeicheln
darf. Der Herr Geheime-Cämmerer Leining, mein gegen-
wärtigen Chef, haben die Gütigkeit gehabt, dem Könige vor mei-
ner Ankunft zu sagen, dass ich Eu. Hochwohlgeb. einige Jahre zu
dienen die Ehre gehabt, worauf Se. König. Maj. allergnä-
digst befohlen, dass man mich kommen lassen möchte. Wozu
dieser Umstand mir in der folgenden Zeit und vielleicht
nach geendigter Campagne nutzbar werden kann, sehen dieselben
besser als ich ein. Kurtz ich habe alles gutes zu hoffen. Schlägt
mir meine Hoffnung aber auch fest, werde ich mich auch
darrin (or darum?) zu finden wissen. Gnug ich werde allezeit wie ein
ehrlichen Kerl agiren, und mir vorwißentlich niemanden,
zum Feinde machen; es müßte denn eine infame und boshafte
Seele sein, mit der ich ohne dem keine Freundschaft zu unterhal-
ten gesonnen bin.
Dero Frau Gemahlin, an welche mein unterthänigen Respect
ergehet, haben mir aufgetragen, einige Stücke in der Dres-
dener Porcelain-Fabrique, dergleichen Sie auf dem Schlosse
in Potsdam gesehen, aufzusuchen, und mich nach dem
gnauester Preiß derselben zu erkundigen. Bey meiner
Durchreise durch Dresden, die just den 2te Oster-Tag geschehe,
war die Fabrique verschlossen, und konnte mich also darnach
nicht erkundigen. Vorgestern habe ich endlich Gelegenheit gehabt,
die Fabrique zu sehen, und daselbst habe ich sehr wenige von
den committirten Stücken gefunden. Alles was vorjetzo daran
vorräthig ist, bestehet in folgenden.
1. Eine Confituren-Schälchen in Form einer Rose, etwas
größer, wie diejenigen, so auf dem Potsdamschen Schloß-
stehen, soll aufs gnaüste Kosten 8 rt.
2. Ein dito, just so groß wie die auf dem Schloße 5 rt.
3. Ein dito von eben der Größe in Form einer Orange 4 rt.
4. Ein dito ................................Citrone 5 rt.
5. Ein dito ...............................Weintraube 7 rt.
Ein mehreres est jetzo nicht vorhanden, auch wie mir versichert
worden so wenig in Meißen als Leipzig zu bekommen. Die
Stücke sind nicht etwan von dem sogennanten Ausschuß, son-
dern schon und ohne Fehler. Sollten dieselben anständig seyn,
woll mir dero gnädige Befehle erbitten, und sodann werde
damit prompt aufwarten.
Eu. Hochwohlgeb. empfele mich zu beharrlichen Wohlwollen,
und bitte nichts mehr, als mir dero Gnade und Gewogenheit
zu conserviren. Ich werde dagegen Zeit meines Lebens mit
der vollkommensten und unverbrüchlichsten Treü und Ver-
ehrung verbleiben,
Eu. Hochwohlgeb.
gantz gehorsamster treuer
Diener
Gentze
Lockwitz den 18te April. 1757