Ich hoffe, dass mein letztes Schreiben vom 8. dieses werde an- gekommen seyn. Zu gegenwärtigem veranlasset mich meine gegen mon cher Compère hegende aufrichtige Freundschaft, und nach derselben kann ich ihnen nicht verhehlen, dass mir von guter Hand aus Potsdam gemeldet worden, dass der Herr von Asseburg bey seinem letzen dasigen gantz kurtzen Auffenthalt von Ihnen mit gantz aufnehmenden Höflichkeiten beehret wor- den, und unter andern auch in dero Wagen nach Hause ge- fahren worden. Ich glaube, dass derselbe Ihnen so wie vielen andern ehrlichen Leuten viel Windbeuteleyen wird vorgesagt haben, ich zweifele aber auch nicht, dass Sie nunmehro eines andern überzeugt seyn und wissen werden, was für eine niederträchtige Rolle dieser Herr bey der letzten Bataille gespielet. Wird es dahero nicht nöthig sein, dass Sie Ihren Wagen auf alle nur möglich Art reinigen und ausräuchern lassen, da- mit selbigen von der Poltronnerie, wovon ich ihn gantz inficirt zu seyn glaube, gesäubert werde? Den Spaß bey Seite gesetzt, muß ich Ihnen melden, dass gedachten Asseburg in der letzten Schlacht bey Planian seinen Posten verlassen, sich unter dem Vorgeben, dass er blessiret, hinter den Bagage verstecket, und nicht eher wieder zum Vorschein gekommen, bis Gefahr völlig vor- über war. Diese schändliche Aufführung hat dem Könige nicht verborgen bleiben können, und Se. Maj. haben ihn, ob er wohl eine härtere Bestrafung verdient, von der Armée weggejagt. Ich hätte gewünscht, dass ich mon cher Compère von diesem Um- stand eher hätte benachrichtigen können. Ich bin versichert, dass Sie ihn nicht würden haben über Ihre Thür-Schwelle treten, noch weniger ihn in dero Wagen zu Hause bringen lassen. Ich empfele mich zu beharrlicher Freundschaft, und verbliebe mit der aufrichtigsten Hochachtung,
Monsieur et très-cher Compère, Votre tres humble et fidele Serviteur Leining
Leining to Fredersdorf: Letter 15, take 2
Date: 2024-10-18 03:29 pm (UTC)Ich hoffe, dass mein letztes Schreiben vom 8. dieses werde an-
gekommen seyn. Zu gegenwärtigem veranlasset mich meine
gegen mon cher Compère hegende aufrichtige Freundschaft, und
nach derselben kann ich ihnen nicht verhehlen, dass mir von
guter Hand aus Potsdam gemeldet worden, dass der Herr von
Asseburg bey seinem letzen dasigen gantz kurtzen Auffenthalt
von Ihnen mit gantz aufnehmenden Höflichkeiten beehret wor-
den, und unter andern auch in dero Wagen nach Hause ge-
fahren worden. Ich glaube, dass derselbe Ihnen so wie vielen
andern ehrlichen Leuten viel Windbeuteleyen wird vorgesagt
haben, ich zweifele aber auch nicht, dass Sie nunmehro eines
andern überzeugt seyn und wissen werden, was für eine
niederträchtige Rolle dieser Herr bey der letzten Bataille gespielet.
Wird es dahero nicht nöthig sein, dass Sie Ihren Wagen auf
alle nur möglich Art reinigen und ausräuchern lassen, da-
mit selbigen von der Poltronnerie, wovon ich ihn gantz inficirt
zu seyn glaube, gesäubert werde? Den Spaß bey Seite gesetzt,
muß ich Ihnen melden, dass gedachten Asseburg in der letzten
Schlacht bey Planian seinen Posten verlassen, sich unter dem
Vorgeben, dass er blessiret, hinter den Bagage verstecket, und nicht
eher wieder zum Vorschein gekommen, bis Gefahr völlig vor-
über war. Diese schändliche Aufführung hat dem Könige nicht
verborgen bleiben können, und Se. Maj. haben ihn, ob er wohl
eine härtere Bestrafung verdient, von der Armée weggejagt.
Ich hätte gewünscht, dass ich mon cher Compère von diesem Um-
stand eher hätte benachrichtigen können. Ich bin versichert, dass
Sie ihn nicht würden haben über Ihre Thür-Schwelle treten,
noch weniger ihn in dero Wagen zu Hause bringen lassen.
Ich empfele mich zu beharrlicher Freundschaft, und verbliebe mit
der aufrichtigsten Hochachtung,
Monsieur et très-cher Compère,
Votre tres humble et
fidele Serviteur
Leining
Haupt-Quart. zu Leitmeritz
den 15te. Julii 1757