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Re: Katte! - Species facti 2

[personal profile] mildred_of_midgard 2020-02-10 10:55 pm (UTC)(link)
Suchte ihm dadurch eine Furcht einzujagen, die mir auch glücklich reussirte, darauf versicherte er mich, daß er nicht mehr daran denken wollte, ich sollte ihm aber versprechen, daß, wo sich die Sachen nicht änderten, daß ich auf der Ansbachischen Reise es bewerkstelligen wollte; um ihn nur zu beruhigen, so sagte ich, wie daß ich glaubte, daß es dorten füglicher angehen würde, als hier, es wäre noch Zeit genug bis dahin, unterdessen könnte man auf Mittel denken, solches zu bewerkstelligen. (…) 

Auf solche Art habe es versucht, in Sachsen zu decliniren, und ihn von einer Zeit zur anderen aufzuhalten, welches I H. auch nicht würden leugnen können, daß es sich von Wort zu Wort so verhält, wie es hier aufgesetzet. 

Bei I. H. des Prinzen Ankunft in Berlin frugen mir selbe sogleich, ob ich schon Urlaub wegzugehen hätte, worauf ich ihm mit Nein antwortete: es wäre mir aber Hoffnung gegeben worden, daß ich bald reisen könnte; wenn er seinen Urlaub hat, sagten mir der Prinz, so muß er nur gleich weggehen und voraus nach Nürnberg gehen, woselbst ich wohl erfahren würde, wo die relais bestellet wären, da sollte ich dann mit Pferden auf ihn warten, er wollte dann aus dem Wagen steigen, seine Notdurft verrichten, da er sich dann auf das Pferd setzen und davon jagen wollte. (…) Mittlerweilen kam Monsieur Guy Dickens aus Engeland wieder zurück, welchen I. H. der Prinz zu sprechen verlangte, ging deswegen auch zu ihm hin, und sagte, wie ich gegen 10 Uhr auf den Abend kommen, ihn abzuholen, um mit I. H. den Kronprinzen zu sprechen. Gegen Abend wurde solches bewerkstelligt, und im währenden Hingehen sagte ich ihm, wie daß sich I. H. der Prinz flattirten, eine favorable Antwort durch ihn aus England zu erhalten, worauf er mir antwortete: Es täte ihm leid, daß sich I. H. der Prinz in Ihrer Meinung würden betrogen finden, denn sie wäre so beschaffen, daß sie ihm garnicht gefallen würde: kurz davon zu sagen, man wollte Ihn vorjetzo nicht haben und müßte er sich solche Gedanken ganz aus dem Sinne schlagen. 

Wie ich das hörte, bat ich ihn inständig, die Sache noch schwerer vorzustellen, als wie er es sich vielleicht vorgenommen hätte, welches er auch in meinem Beisein tat, unter dem großen Portal, gegen I. H. des Prinzen Gemächer, es auch so weit poussirte, daß ihm der Prinz in Hand und Mund versprechen mußte, nicht mehr an der Sache zu gedenken. 

Den folgenden Tag verlagten I. H. Mons. Guy Dickens wiederum zu sprechen, welcher sich aber excusirte, worauf sich I. H. beklagten, daß man ihn nur suchte aufzuhalten, es täte Ihnen nunmehro leid, daß er nicht aus Sachsen weggegangen wäre, daran wäre ich schuld. 

Ich konnte mich hierauf nicht entbrechen, ihme zu sagen, daß er Unrecht täte, sich darüber zu beklagen, er würde finden, daß man ihm gut geraten hätte, welches, wie ich hoffte, er noch einmal selber gestehen würde, wollte ihm auch seine Sachen wieder zustellen, welche er aber nicht haben wollte, bis auf seine Music, die er wieder zu sich nahm; das Übrige möchte ich nur an mich behalten, bis er es abfordern würde. Den Tag darauf, welches etwa der 3. oder 4. vor der Abreise aus Berlin war, sagten mir I. H., wie das I. M. resolvirt hätten, daß er nicht mit von der Reise, sondern in Potsdam bleiben sollte, wollte auch deswegen bei der gefaßten resolution, nicht wegzugehen, bleiben (…). Hier dachte ich nun ganz gewiß, daß die Sache vollkommen ein Ende hätte, und dieserhalb nichts mehr zu besorgen hätte, befohl mir aber noch vor seiner Abreise, ich sollte ja stille sein, und gegen keinen Menschen davon sprechen, daß er sowas vorgehabt hätte, indem er sich sonst gegen keinen Menschen dieserhalb eröffnet. Den anderen Tag darauf, wie I. H. der Prinz nach Potsdam gekommen, bekam ich einen Brief vom Lieutnant von Ingersleben, wie daß I. H. verlangten, ich sollte gegen Abend in Potsdam sein, indem Sie notwendig mit mir zu sprechen hätten. 

Wie ich ankam, so sprechen Sie mit mir im Garten, zwischen die Hecken und sagten, I. M. hätten sich anders resolviret, und Sie sollen nun mitreisen, möchte also doch machen, daß Ihm der coup wegzugehen, reussiren möchte. Ich stellte ihm alles in der Welt vor, davon abzustehen, wie er auch bereits solches versprochen, ich auch überdem noch nicht commandiret wäre, auf Werbung zu gehen, es wäre auch noch ungewiß, wenn solches geschehen würde. (…) Den Abend vor I. H. des Prinzen Abreise von Potsdam kam sein Page und brachte mir einen Brief nebst einem Sattel und Music, nichts mehr sagende, als I. H. hätten befohlen, mir solches zu übergeben. In dem Briefe schrieb er mir, wie er hoffe, daß ich ihm werde Wort halten und versprochenermaßen folgen: ich solte nur gerade nach Canstadt gehen und seiner dort erwarten. Ich erfuhr aber kurz darauf, wie die Werbe-Pässe von I. M. unterschrieben wieder zurück kamen, daß meinethalben nicht wäre geschrieben worden, und saget mir der Obrister von Panwitz, daß vor I. M. Wiederkunft zu meiner Reise keine Hoffnung wäre, welches mir um deswegen freuete, weil ich dadurch neue Gelegenheit bekam, des Prinzen Project zu hintertreiben, schrieb deswegen auch an ihn durch einen Expressen, welchen an den Rittmeister Katte nach Erlangen schickte, daß derselbe dem Prinzen den Brief insinuiren möchte:

Worinnen ich ihm vorstellte, wie und auf was Art ich an meiner Reise wäre verhindert worden, und wie es mir also ohnmöglich wäre, an den verlangten Ort zu kommen, ich hätte vom Obristen von Panwitz Urlaub nach Magdeburg verlangt (obgleich solches nicht geschehen), wäre mir aber auch abgeschlagen, und bäte also gar sehr, in Geduld zu stehen, vielleicht würde ich gegen dem, daß er nach Cleve käme, mich dorten einfinden können, und um ihn noch sicherer zu machen, schloß ich den Brief, daß, wenn es nicht anders angehen könnte, wollte ich ohne Urlaub weggehen, darauf bekam ich zur Antwort, daß ihm diese Zeitung gar nicht angenehm wäre, sondern sehr mißfiele, er wollte noch in Geduld stehen und mir noch einmal schreiben. (…)

Inzwischen ließ mir der General Löwenöhr sagen, er würde in etlichen Tagen wegreisen und möchte ich doch zu ihm kommen, weil er mir notwendig zu sprechen; wie ich den anderen Morgen zu ihm kam, frug er mich, ob ich wohl die Ursache wüßte, warum man mir den Urlaub oder die Werbung nicht verstatten wollen, so sagte ihm darauf, weil er mir dergleichen Frage thäte, so glaubte ich auch, daß er gesonnen wäre, mir solche zu offenbahren, ich glaubte, ich käme, wegen einer Mutmaßung, ob ich I. H. den Kronprinzen behülflich sein wollte, wegzugehen, und könnte ich ihm versichern, daß es meine intention niemals gewesen, ob ich gleich solches zum öftern glauben gemacht, erzählete ihm darauf den Verlauf der ganzen Sache, wie solcher hier beschrieben worden, nähme auch Gott zu Zeugen, daß es niemals mein ernstliches Vorhaben gewesen. Es wäre wahr, ich hätte den Prinzen hintergangen, aber es wäre aus einer guten intention geschehen, hätte mich auch zuletzt aller seiner Sachen bemächtiget, einzig und allein, um ihn außer Vermögen zu setzen, dergleichen allein vorzunehmen; daß ich hierin ein gut Gewissen hätte, könnte ich daraus beweisen, daß ich ganz geruhig hier bliebe.  Ich wäre auch vollkommen versichert, daß er anjetzo nichts entrepreniren würde, und könnte teils, weil er kein Vermögen dazu in Händen hätte und mich fest erwartete, teils auch, weil Rochow und seine Bediente den soupcon von ihm hätten, sie gewiß sehr genau auf ihn Achtung geben würden, daß er ohnmöglich echappiren könnte. Daraus könnte er ja klärlich sehen, ob meine intention so schlimm wäre.  Das Einzige, so man mir imputiren könnte, wäre, daß ich solches nicht gleich angegeben, es wäre aber aus der Ursache geschehen, weil ich mich so sicher bei allen diesen Umständen glaubte, auch so versichert war, daß dieser coup nicht geschehen würde, daß ich nicht einen unnötigen Verdruß oder Chagrin verursachen wolle. Hätte ich aber das Allergeringste befürchten können, so würde ich es gewiß also bald denunciret haben; daß solches meine wahrhafte Intention gewesen, nehme ich Gott zum Zeugen, und will auch daraufleben und sterben.

Vier Tage darauf bekam ich einen Brief von I. H. dem Prinzen aus Ansbach datirt, daß er sich vorstellte, ein hart sejour in Wusterhausen zu erleben, und wo es möglich, wollte er solchem gerne entgehen, indem sich I. M. von Tage zu Tage ungnädiger bezeigten, er wollte probiren, ob er zu Sinzheim echappiren könnte: weil aber zu der Zeit, da ich den Brief bekam, I. M. beinahe in Wesel sein konnten, ich auch durch die Nachrichten, so von I. M. suite einliefen, nicht anders hörete, als daß noch alles im guten Stande und I. M. nebst des Kronprinzen H. aller Orten glücklich angekommen wären und in etlichen Tagen in Wesel anzulangen gedachten, so machte ich mich gar keine Sorgen, noch mehr Gedanken darüber; antwortete deswegen, auch an I. H. der Kronprinzessin, wie sie mir auf mein Gewissen befragte, ob ich dächte, daß ihr Bruder weggehen oder wiederkommen würde, daß ich ihr nunmehro gewiß versichern wollte, daß sie ihn so gesund wiedersehen würde, als wie er von hier weggegangen. Das gebe Gott, antwortete sie hierauf, ich wünsche es von Herzen.

Die Briefe, nebst denen Sachen, so darin, habe wohl 14 Tage vor meinem Arrest an meinen Vetter, so ein Katte, und in Churmärkischer Kammer ist, gegeben, um solche, wenn ich etwa verreisen würde, jemandem zu überliefern, daß sie in der Königin Hände kommen möchten, oder kämen I. H. der Prinz, daß Sie selbige bekäme. (...) 

Ich habe also nichts mehr dabei vorzustellen, als nur in aller Untertänigkeit und tiefester Submission E.  K. M. zu bitten, gnädigst zu consideriren wie meine Intention keine andere gewesen, als I. H. den Prinzen von seinen desseins abzuhalten, und zu verhindern, daß sie nicht möchten ins Werk gerichtet und vollfähret worden.

Und da Gott Gnade vor Recht ergehen lasset, so hoffe, E. M. werde auch solchesan mich armen Menschen beweisen, undvielmehr meine Intention, so bei dieser Sache gehabt, gnädigst in consideration ziehen. Gott ist mein Zeuge, daß sie auf nichts anders gerichtet gewesen, als dasjenige zu verhindern, was I. H. der Prinz intendiret, und zwar auf eine solche Art, daß I. M. nicht noch mehr wider ihn möchten irritiret werden. (...)

Bitte also nochmals in aller Untertänigkeit E. K. M. wollen mir Gnade widerfahren lassen.
selenak: (Wilhelmine und Folichon)

Re: Katte! - Species facti 2

[personal profile] selenak 2020-02-11 04:39 am (UTC)(link)
Thanks so much for hunting this down and posting it. Alas, it‘ll be a while until I can make a proper translation - am absolutely swamped this week. But I make one, since I bet all the Rokoko German will drive Google crazy.

Just for now, though, would like to point out that it seems the one scene in Der Thronfolger, part II, between Katte and Wilhelmine where she‘s Hans-ing him seems to be based on the conversation he says in this confession he had with her, and on his claim a few sentences earlier before mentioning the conversation, that since he had all the money and the papers and was in Berlin, and Fritz didn‘t have any of the money and the papers, he assumed Fritz wouldn‘t go for it. „And thus I replied when Her Highness the Crown Princess asked me on my conscience whether I thought her brother would leave or return, that I now could reassure her with certainty that she would see him again and as healthy - or maybe „safe and sound“ is less literal but more idiomatic a translation - as he‘d been when leaving. May God grant it, she replied, I wish it with all my heart.

Note that this actually doesn‘t say Fritz won‘t desert, if you pay attention. It just says Wilhelmine will see him again. (The phrasing does not say when, it‘s just the earlier stated claim that Katte thought Fritz would not make the attempt sans cash that makes it sound like he‘s promising immediate - and physically safe - return.)

BTW, in general, this reads to me like a typical first confession - admit only something that‘s already been proven (Katte knew Fritz wanted to desert) but put the best possible spin on it (I tried to prevent it! I didn‘t think he‘d go through with it at this point! I only didn‘t report it because I didn‘t want to make things worse for him with the King, since they were terrible enough already!) in order to survive. Katte not being suicidal, this makes sense. (Would have worked, too, if not for FW, lest we forget, given the tribunal sentence.)
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Re: Katte! - Species facti 2

[personal profile] mildred_of_midgard 2020-02-11 05:05 am (UTC)(link)
Was not expecting an immediate translation by any means! Whenever you have time, even a summary would be lovely. I've just glanced at the Google translate so far, have not had time yet to go through and stare at individual sentences to try to use my grammar + Google's vocabulary to make better sense of it.

I don't see any Absalom references, but does it otherwise answer your question about whether the person dictating the Puncta knew about the specific occasions on which Katte tried to dissuade Fritz and what he supposedly said on those occasions?

BTW, in general, this reads to me like a typical first confession - admit only something that‘s already been proven but put the best possible spin on it in order to survive. Katte not being suicidal, this makes sense.

It does, and I totally support Katte trying to talk his way out of it, and curse FW!
selenak: (Default)

Re: Katte! - Species facti 2

[personal profile] selenak 2020-02-11 04:40 pm (UTC)(link)
but does it otherwise answer your question about whether the person dictating the Puncta knew about the specific occasions on which Katte tried to dissuade Fritz and what he supposedly said on those occasions?

Yes. I haven't made a sentence for sentence comparison, but the two instances mentioned in the Puncta - one in Saxony, as I recall - are mentioned here as well, I think.

As for Absalom, we know from the appendices in Forster and Preuss FW used the comparison himself (which I didn't know when I had the official Prussian propaganda use it as an Explanation for Fritz' death in my AU! -, and I think it's incredibly telling as to where the Puncta are coming from. Because Absalom didn't try to escape David. He led an uprising and "turned the hearts of the men of Israel" against his father. This is FW's fear. I doubt it would have occured to Katte on his own.
mildred_of_midgard: (Default)

Re: Katte! - Species facti 2

[personal profile] mildred_of_midgard 2020-02-11 06:42 pm (UTC)(link)
I doubt it would have occured to Katte on his own.

That's very true. This letter is looking more and more dictated. It must have been written in Berlin, not Küstrin.

Poor Fritz, isn't allowed to be close to his sister the first time he sees her after all this, and can't even get a proper goodbye letter from his boyfriend. Just another message from FW in bf's handwriting (which adds so many layers of painful that it hurts just to think about).

Let's hope that there were some serious coded messages in there, beyond "Just save your head, Fritz!"