Here I wonder: did Katte mention this in his interrogations, i.e. would FW, or Müller, or both have known this had happened? Or is it something only Katte and Fritz would know about?
It took me hours of hunting and cost $8.99 in the end, but I finally turned up Katte's written confession after his arrest. In German. So I'll need a little (lot) help.
Caveats: He had 5 or 6 interrogations besides this write-up, and I believe he made another write-up a couple days after this one, so just because it isn't in here, doesn't mean his interrogators didn't know about it. I also notice a whole lot of ellipses in what I shared below. But whatever's in here, his interrogators *did* know about, and could have instructed him to include it in the Puncta.
I haven't even had time to Google translate this properly, *or* look at the Suhm dispatches--I've turned up so many things in looking for this that I want to share, and also I have three other Fritz-related projects I'm working on, and they've led to me turning up numerous other things I want to share--but the one thing I noticed while formatting this was what everyone says: Katte insists that if he'd had ANY idea Fritz was going to flee, he would have said something! (I turned up a historian last night saying that the only big misrepresentation in this write-up is Katte's emphasis on his lack of support for this project, and just from quotes and summaries I've seen, I can't disagree, and I certainly hope it was the case both that he lied to try to save his neck like a non-idiot, and also that he supported Fritz rather more than he presents here.)
Now, btw, I would add that a month after this statement, at his last interrogation, Katte said that he would totally have gone with Fritz if Fritz had escaped, he just didn't think it would happen. Which is *rather* different from "I would have said something if I'd thought it was for real, I would never have supported actual desertion!"
Anyway, cahn, this whole discussion has been giving me flashbacks to when my sister ran away at age 18, and after a lot of "Woe is me!" it finally occurred to my mother to ask me point blank if I'd known she was going to do this. I had a deer-in-headlights moment. "Yes!" *silent freak-out* "But she's been talking about running away since she was 10! She's had crazy plans about sneaking out in the middle of the night to join the circus, you wouldn't believe it. I never thought she'd DO it!"
My mom: *Does not have me beheaded*
She actually totally accepted it without comment, which surprised me a great deal. On the one hand, it was true as far as it went. On the other hand, I left out everything incriminating. Such as how I did kind of have the feeling this escape plan was quite a bit more concrete than the others, and that, as opposed to the other pie-in-the-sky plans, I was consciously keeping a secret that time. I gave it about a 33% chance of her actually acting on it someday. And what I definitely didn't say was that I supported the decision to run away based on the information I had at the time (i.e. before she acted on it and I went, "Whoa, wait a minute, I don't support *that* execution of the plan!"), plus the fact that I'd once had my own teenage plans to run away should that become necessary (which my parents still don't know about).
So watching Katte's defense is kind of hilarious and oddly personal in that respect.
Anyway, enough about me and my childhood. Back to Fritz and his! Here's Katte:
Es wird nunmehro ein Jahr sein, daß Ihro Hoheit mir zum ersten Mahle zu sprechen die Gnade taten, und solches zum öftern sowohl auf der Parade und Parole wiederholeten (…).
In Cosdorf riefen mich I. H. der Kronprinz sogleich nach der Ankunft zu sich und sagten, ich möchte suchen auf Werbung zu gehen, und dann müßte ich ihm einen Gefallen tun, welches er glaubte, ich ihm nicht refüsiren würde. Worauf ich ihm erwiderte, daß wegen der Werbung ich mich schon gemeldet hätte, was das andere aber anlangete, so möchte I. H. nur befehlen, wenn es in meinem Vermögen wäre und ich es tun könnte, so dürfte er nur befehlen, ich wäre bereit alles zu thun. Ich glaube es von ihm, sagte er mir drauf. Im Lager will ich weiter mit ihm sprechen, komme er nur diesen Abend, wenn ich vom Könige wieder zurückkomme, wieder zu mir, worauf er mir verließ, und zu I. H. zur Tafel ging. Hiebei muß aber noch erinnern, daß, ehe ich noch wußte, daß mit nach Sachsen sollte, I. H. der Kronprinz zu mir sageten, sie wollten gerne Jemanden, dem sie was schuldig wären, bezahlen, ohne mir aber zu sagen, wen und wer es sei, ob ich ihm nicht Geld schaffen könnte, worauf ich ihm mein Möglichstes zu tun versprach, überschickte ihm auch 1000 Rth., welche mir der Kammerherr Montolieu lehnete, nach Potsdam durch seinen Pagen, welcher mir bis Zehlendorf entgegen kam, woselbst ich ihm solches Geld, versiegelt in einer Schachtel, gab, damit er nicht wissen sollte, was darinnen wäre. Welches er auch empfangen zu haben, mich den folgenden Tag, durch einen seiner Knechte schrieb, mit Verlangen, ich möchte suchen, ihm nach der Sächsischen Reise mehr zu schaffen, welches noch der Brief, so conserviret, ausweisen wird. Wie sich I. H. des Abends in Cosdorf retirirten, sagten Sie zu mir, Mein Gott, ich kann es fast nicht mehr ausstehen, mein Vater hält mich so hart, er ist mir immer so ungnädig, ich weiß zuletzt nicht mehr, was ich machen soll.
Ich wunderte mich darauf gegen ihn, wie er eben anjetzo auf die Gedanken käme, er müßte nur nicht so ungeduldig sein, überdem müßte man sich nicht sogleich alarmiren über das, was einem vom Vater gesagt würde, er sollte es nur beschlafen, morgen würde er schon anders sagen, darauf er mir eine gute Nacht sagte, und sich schlafen legte. Etliche Tage darauf, ohngefähr 3 oder 4 nach der Ankunft im Lager riefen mir I. H. des Abends zu sich, und sagten, wie sie resolvirt wären, wegzugehen, und ich müßte ihn zu der entreprise behülflich sein.
Ich sagte ihm hierauf, ich könnte ohnmöglich glauben, daß es sein Ernst wäre und also wüßte ich auch nicht, was ich darauf antworten sollte. Wie er mir aber versicherte, daß es nichts weniger als Scherz, sondern sein rechter Ernst, so konnte ich nichts anders, als ihm sagen, daß ich mich über solche Gedanken sehr wunderte, er möchte doch bedenken, was er vornehmen wollte, es wäre eine Sache, wenn ich alle andere Considerationes bei Seite setzen wollte, die nicht allein sehr schwer zu executiren wäre, sondern worüber ihm die ganze Welt blamiren würde, ich hoffte und glaubte, er würde sich noch wohl bedenken (…).
Den Tag darauf befragte mich I. H. bei dem Exerciren, warum ich dann glaubte, daß die Sache nicht practicabel wäre, wenn sie nur erst Pferde hätten und etliche Stunden voraus wären, so respondirte er davor, daß er nicht allein gut wegkommen, sondern ihn auch Niemand einholen sollte. Ich sagte ihm hierauf, daß ich dieses alles wohl glaubte, es wäre aber die Difficultät, Pferde zu bekommen, und dann, so müßte man wissen, was er vor Desseins hätte, wo er hinwollte, es wäre nicht genug, eine Sache entrepreniren wollen, sondern man müßte von dem guten Ausgang derselben versichert sein können, dabei auch wissen, ob der Ort, den man zu seiner retraite ausersehen, so beschaffen, daß man daselbst sicher und wohl aufgenommen sein würde, und so lange er mir hierüber nicht exlaircirte, so sähe ich alle diese seine Desseins nur als leere Projecte an, wie er es gerne wünschte, aber niemals bewerkstelligen würde.
Da er mir dann Frankreich als den Ort seiner retraite nannte, und mir ganz gewiß versicherte, daß man ihn daselbst mit Freuden annehmen würde, ihm auch nicht allein die Sicherheit, sondern soviel Geld, als er verlangte, fourniren würde. Ich bat ihn hierauf, er möchte mir doch sagen, worauf er dieses gründete, wie und auf was Art diese Versicherungen beschaffen wären, so kam es dann auf lauter Mutmaßungen heraus, weil die zwei Höfe, als der Preuß. und Französche nicht wohl miteinander stünden und also würde er dorten ohnfehlbar sein conto finden. (…)
Diese Commission von mir abzulehnen, tat ich alles in der Welt, und stellte ihm vor, wenn solches der Herzog erführe, was er von der ganzen Sache urteilen, und was er für eine opinion fassen würde, daß man ihm seine Domestiquen abspenstig machen wollte, zumal zu einer Zeit, da er solchen so höchst benötiget wäre. (…) Ohne aber das Allergeringste von I. H. des Prinzen Begehren zu proponiren, und den allergeringsten Vorschlag zu tun; gab aber I. H. zur Antwort, daß ich nicht glaubte, bei dem Menschen zu reussiren, indem er, wie ich wohl gemerkt hätte, sehr an seinen Herrn attachirt wäre. Es wollte sich hiermit der Prinz nicht begnügen lassen, sondern ich sollte noch mal an ihn und suchen, ob er nicht zu persuadiren wäre, ich brachte aber wieder zur Antwort, ohne mit dem Pagen gesprochen zu haben, daß bei ihm nichts zu tun wäre, und wollte es seinen Herrn, bei dessen Prinzessin Schwester er erzogen wäre worden, nicht verlassen, welches I. H. noch an ihm lobten, und sagten, daß sie solches von dem Menschen nicht vermutet hätten, deswegen auch noch mehr von ihm hielten, und desto lieber bei sich haben wollten. Einen Nachmittag kamen I. H der Kronprinz sehr mißvergnügt von I. M. und befohlen so bald, da sie in ihr Zelt traten, daß man mich rufen sollte. (…) Unterdessen riefen mich I. H. der Prinz und sagten, sie könnten es ohnmöglich länger ausstehen, es müßten böse Leute sein, die ihn suchten übel bei I. M. zu setzen. Indem er von dieselben an eben dem Tage sehr wäre mortificiret worden: unter anderem hätten I. M. zu ihm gesagt, er wäre ein poltron, hätte kein Herz und dergleichen mehr, davon wollte er nun das Gegenteil zeigen, und wenn I. M. sehen würden, daß er capable wäre, dergleichen entreprise zu tun, so würden sie ihn lieb bekommen, und wieder gnädig werden. Er hätte keine andere desseins als I. M. aus den Augen zu gehen, um daß er dieselbe durch seine Gegenwart nicht mehr irritiren möchte, und davon sollte ihn auch anjetzo nichts mehr abhalten, ich möchte und müßte ihm auch dazu behülflich sein, ich sollte ihm solches versprechen.
Weil ich nun solches nicht gesonnen war, stellte ich ihm recht ernstlich vor, in was für verdrießliche und beschwerliche Umstände er sich stürzen würde, wie sehr er dadurch I. M. den König irritiren, und I. M. die Königin betrüben würde, er wisse ja überdem auch noch nicht, wo er sich hinwenden wollte (…). Unterdessen bat ich ihn, seine Vivacität ein wenig zu zwingen und den courir, wovon er mir gesagt hätte, abzuwarten, worauf er mir dann offenbarte, daß dieser courir der Secretarius Guy Dickens wäre, welcher bei seiner Rückkunft ihm gewisse Nachricht bringen würde, ob er nach Engeland kommen sollte oder nicht. Er wollte aber doch mit dem Grafen Hoym sprechen wegen der Reise, die ich nebst einem andern Officier, welcher er sein wollte, nach Leipzig incognito tun könnten, welches auch den folgenden Tag auf dem Pavillon geschähe, da dann I. H. der Prinz zu mir kamen und sagten, sie hätten mit dem Grafen gesprochen, es würde wohl angehen, ich sollte nur zu ihm gehen. Ich war aber schon vorher bei ihm gewesen und gebeten, wann ihm I. H. der Kronprinz von einer Reise, so ich nach Leipzig tun sollte, sprechen würde, möchte er nur alle Difficultäten, so viel als möglich machen, welches ich auch zum zweiten Mal tat, wie ich auf des Prinzen Befehl zu ihm ging mit Anhange, daß ich die Reise aus unterschiedenen Ursachen nicht gerne über mich nehmen wollte, noch könnte: weiter könnte ich mich hierüber nicht expliciren, welches er mir auch zu tun versprach, und wollte dem Prinzen schon zu verstehen geben, daß es so leichte nicht anginge, als man es sich vorstellte, kamen hernach weiter zu sprechen, wie man sich Projecte fingirte, die man sich leichte vorstellte, und wenn sie zu execution gedeihen sollten, so fänden sich nicht allein soviel Hindernisse, woran man nicht einmal gedacht, sondern sie kämen auch die meiste Zeit nicht zur Ausfährung, welches auch nur am besten wäre, zumalen, wenn sie von solcher Art wären, daß sie einem mehr Schaden und Verdruß als Nutzen brächten.
Ich hinterbrachte hierauf dem Prinzen, daß ich viel mehr Schwierigkeiten bei dem Grafen Hoym dieser Sache wegen gefunden, als ich mich vermutet, müßte man also nicht so geschwinde gehen, und möchte er ihn nur noch selber darüber sprechen, so würde er die Wahrheit davon erfahren. Er gab mit hierauf den Schlüssel zu seinem Kasten, ich möchte nach sein Zelt gehen und seine Sachen nebst dem Gelde, so ich finden würde, zu mir nehmen. Anstatt aber daß ich solches verrichten sollte, blieb ich unten am Pavillon bis das Exerciren vorbei, da ich mich dann wieder sehen ließ und sagte, daß ich nicht reussiren können, indem ich seine Bediente im Zelte angetroffen, die mir daran verhindert hätten, welches er dann auch vor gültig annahm (…).
Ob mir der Graf Hoym davon gesprochen, erwiderte er hierauf, ich sagte Ja, er hätte mir zu verstehen gegeben, wie I. H. viele Aufseher hätten. Ich möchte doch gleich zu ihm reiten, sagte er mir hierauf, und den Grafen bitten, daß er doch einige Nachrichten gäbe, wer doch die Aufseher wären, wie und auf welche Art sie auf ihn Achtung gäben. Um mich los zu machen, versprach ich solches, anstatt aber bei dem Grafen Hoym zu gehen, blieb ich im Lager bei dem Obristen Katten bis gegen 8 Uhr abends, da ich wieder in das Hauptquartier kam, mit einigen Offlciers, die mich dorten erwarteten, nach Riesa zu reiten. Unter dessen kamen I. H. von I. M. geritten, frugen mich sogleich nach dem, was mir der Graf Hoym zur Antwort erteilet hätte. Wie ich ihm aber sagte, daß ich den Grafen nicht getroffen, seine Leute auch nicht gewußt, wo er sich aufgehalten, schienen I. H. mißvergnügt darüber zu sein, sagten auch, ich würde wohl nicht sein bei ihm gewesen. Wie ich ihm aber das Gegenteil versicherte, so stellte er sich, als wenn er mir Glauben beimesse, und sagte weiter nichts, als, daß es meine Schuld, daß er nicht weggekommen, da er die beste Gelegenheit dazu gehabt, wüßte auch noch nicht, ob er es nicht noch wagte, indem es ihm ohnmöglich länger zu ertragen wäre, die Art, wie er tractiret würde. (…)
Cont'd in part 2, because DW comments have really low character limits for us historical researchers. :P
Re: Katte! - Species facti 1
It took me hours of hunting and cost $8.99 in the end, but I finally turned up Katte's written confession after his arrest. In German. So I'll need a little (lot) help.
Caveats: He had 5 or 6 interrogations besides this write-up, and I believe he made another write-up a couple days after this one, so just because it isn't in here, doesn't mean his interrogators didn't know about it. I also notice a whole lot of ellipses in what I shared below. But whatever's in here, his interrogators *did* know about, and could have instructed him to include it in the Puncta.
I haven't even had time to Google translate this properly, *or* look at the Suhm dispatches--I've turned up so many things in looking for this that I want to share, and also I have three other Fritz-related projects I'm working on, and they've led to me turning up numerous other things I want to share--but the one thing I noticed while formatting this was what everyone says: Katte insists that if he'd had ANY idea Fritz was going to flee, he would have said something! (I turned up a historian last night saying that the only big misrepresentation in this write-up is Katte's emphasis on his lack of support for this project, and just from quotes and summaries I've seen, I can't disagree, and I certainly hope it was the case both that he lied to try to save his neck like a non-idiot, and also that he supported Fritz rather more than he presents here.)
Now, btw, I would add that a month after this statement, at his last interrogation, Katte said that he would totally have gone with Fritz if Fritz had escaped, he just didn't think it would happen. Which is *rather* different from "I would have said something if I'd thought it was for real, I would never have supported actual desertion!"
Anyway,
My mom: *Does not have me beheaded*
She actually totally accepted it without comment, which surprised me a great deal. On the one hand, it was true as far as it went. On the other hand, I left out everything incriminating. Such as how I did kind of have the feeling this escape plan was quite a bit more concrete than the others, and that, as opposed to the other pie-in-the-sky plans, I was consciously keeping a secret that time. I gave it about a 33% chance of her actually acting on it someday. And what I definitely didn't say was that I supported the decision to run away based on the information I had at the time (i.e. before she acted on it and I went, "Whoa, wait a minute, I don't support *that* execution of the plan!"), plus the fact that I'd once had my own teenage plans to run away should that become necessary (which my parents still don't know about).
So watching Katte's defense is kind of hilarious and oddly personal in that respect.
Anyway, enough about me and my childhood. Back to Fritz and his! Here's Katte:
Es wird nunmehro ein Jahr sein, daß Ihro Hoheit mir zum ersten Mahle zu sprechen die Gnade taten, und solches zum öftern sowohl auf der Parade und Parole wiederholeten (…).
In Cosdorf riefen mich I. H. der Kronprinz sogleich nach der Ankunft zu sich und sagten, ich möchte suchen auf Werbung zu gehen, und dann müßte ich ihm einen Gefallen tun, welches er glaubte, ich ihm nicht refüsiren würde. Worauf ich ihm erwiderte, daß wegen der Werbung ich mich schon gemeldet hätte, was das andere aber anlangete, so möchte I. H. nur befehlen, wenn es in meinem Vermögen wäre und ich es tun könnte, so dürfte er nur befehlen, ich wäre bereit alles zu thun. Ich glaube es von ihm, sagte er mir drauf. Im Lager will ich weiter mit ihm sprechen, komme er nur diesen Abend, wenn ich vom Könige wieder zurückkomme, wieder zu mir, worauf er mir verließ, und zu I. H. zur Tafel ging. Hiebei muß aber noch erinnern, daß, ehe ich noch wußte, daß mit nach Sachsen sollte, I. H. der Kronprinz zu mir sageten, sie wollten gerne Jemanden, dem sie was schuldig wären, bezahlen, ohne mir aber zu sagen, wen und wer es sei, ob ich ihm nicht Geld schaffen könnte, worauf ich ihm mein Möglichstes zu tun versprach, überschickte ihm auch 1000 Rth., welche mir der Kammerherr Montolieu lehnete, nach Potsdam durch seinen Pagen, welcher mir bis Zehlendorf entgegen kam, woselbst ich ihm solches Geld, versiegelt in einer Schachtel, gab, damit er nicht wissen sollte, was darinnen wäre. Welches er auch empfangen zu haben, mich den folgenden Tag, durch einen seiner Knechte schrieb, mit Verlangen, ich möchte suchen, ihm nach der Sächsischen Reise mehr zu schaffen, welches noch der Brief, so conserviret, ausweisen wird. Wie sich I. H. des Abends in Cosdorf retirirten, sagten Sie zu mir, Mein Gott, ich kann es fast nicht mehr ausstehen, mein Vater hält mich so hart, er ist mir immer so ungnädig, ich weiß zuletzt nicht mehr, was ich machen soll.
Ich wunderte mich darauf gegen ihn, wie er eben anjetzo auf die Gedanken käme, er müßte nur nicht so ungeduldig sein, überdem müßte man sich nicht sogleich alarmiren über das, was einem vom Vater gesagt würde, er sollte es nur beschlafen, morgen würde er schon anders sagen, darauf er mir eine gute Nacht sagte, und sich schlafen legte. Etliche Tage darauf, ohngefähr 3 oder 4 nach der Ankunft im Lager riefen mir I. H. des Abends zu sich, und sagten, wie sie resolvirt wären, wegzugehen, und ich müßte ihn zu der entreprise behülflich sein.
Ich sagte ihm hierauf, ich könnte ohnmöglich glauben, daß es sein Ernst wäre und also wüßte ich auch nicht, was ich darauf antworten sollte. Wie er mir aber versicherte, daß es nichts weniger als Scherz, sondern sein rechter Ernst, so konnte ich nichts anders, als ihm sagen, daß ich mich über solche Gedanken sehr wunderte, er möchte doch bedenken, was er vornehmen wollte, es wäre eine Sache, wenn ich alle andere Considerationes bei Seite setzen wollte, die nicht allein sehr schwer zu executiren wäre, sondern worüber ihm die ganze Welt blamiren würde, ich hoffte und glaubte, er würde sich noch wohl bedenken (…).
Den Tag darauf befragte mich I. H. bei dem Exerciren, warum ich dann glaubte, daß die Sache nicht practicabel wäre, wenn sie nur erst Pferde hätten und etliche Stunden voraus wären, so respondirte er davor, daß er nicht allein gut wegkommen, sondern ihn auch Niemand einholen sollte. Ich sagte ihm hierauf, daß ich dieses alles wohl glaubte, es wäre aber die Difficultät, Pferde zu bekommen, und dann, so müßte man wissen, was er vor Desseins hätte, wo er hinwollte, es wäre nicht genug, eine Sache entrepreniren wollen, sondern man müßte von dem guten Ausgang derselben versichert sein können, dabei auch wissen, ob der Ort, den man zu seiner retraite ausersehen, so beschaffen, daß man daselbst sicher und wohl aufgenommen sein würde, und so lange er mir hierüber nicht exlaircirte, so sähe ich alle diese seine Desseins nur als leere Projecte an, wie er es gerne wünschte, aber niemals bewerkstelligen würde.
Da er mir dann Frankreich als den Ort seiner retraite nannte, und mir ganz gewiß versicherte, daß man ihn daselbst mit Freuden annehmen würde, ihm auch nicht allein die Sicherheit, sondern soviel Geld, als er verlangte, fourniren würde. Ich bat ihn hierauf, er möchte mir doch sagen, worauf er dieses gründete, wie und auf was Art diese Versicherungen beschaffen wären, so kam es dann auf lauter Mutmaßungen heraus, weil die zwei Höfe, als der Preuß. und Französche nicht wohl miteinander stünden und also würde er dorten ohnfehlbar sein conto finden. (…)
Diese Commission von mir abzulehnen, tat ich alles in der Welt, und stellte ihm vor, wenn solches der Herzog erführe, was er von der ganzen Sache urteilen, und was er für eine opinion fassen würde, daß man ihm seine Domestiquen abspenstig machen wollte, zumal zu einer Zeit, da er solchen so höchst benötiget wäre. (…) Ohne aber das Allergeringste von I. H. des Prinzen Begehren zu proponiren, und den allergeringsten Vorschlag zu tun; gab aber I. H. zur Antwort, daß ich nicht glaubte, bei dem Menschen zu reussiren, indem er, wie ich wohl gemerkt hätte, sehr an seinen Herrn attachirt wäre. Es wollte sich hiermit der Prinz nicht begnügen lassen, sondern ich sollte noch mal an ihn und suchen, ob er nicht zu persuadiren wäre, ich brachte aber wieder zur Antwort, ohne mit dem Pagen gesprochen zu haben, daß bei ihm nichts zu tun wäre, und wollte es seinen Herrn, bei dessen Prinzessin Schwester er erzogen wäre worden, nicht verlassen, welches I. H. noch an ihm lobten, und sagten, daß sie solches von dem Menschen nicht vermutet hätten, deswegen auch noch mehr von ihm hielten, und desto lieber bei sich haben wollten. Einen Nachmittag kamen I. H der Kronprinz sehr mißvergnügt von I. M. und befohlen so bald, da sie in ihr Zelt traten, daß man mich rufen sollte. (…) Unterdessen riefen mich I. H. der Prinz und sagten, sie könnten es ohnmöglich länger ausstehen, es müßten böse Leute sein, die ihn suchten übel bei I. M. zu setzen. Indem er von dieselben an eben dem Tage sehr wäre mortificiret worden: unter anderem hätten I. M. zu ihm gesagt, er wäre ein poltron, hätte kein Herz und dergleichen mehr, davon wollte er nun das Gegenteil zeigen, und wenn I. M. sehen würden, daß er capable wäre, dergleichen entreprise zu tun, so würden sie ihn lieb bekommen, und wieder gnädig werden. Er hätte keine andere desseins als I. M. aus den Augen zu gehen, um daß er dieselbe durch seine Gegenwart nicht mehr irritiren möchte, und davon sollte ihn auch anjetzo nichts mehr abhalten, ich möchte und müßte ihm auch dazu behülflich sein, ich sollte ihm solches versprechen.
Weil ich nun solches nicht gesonnen war, stellte ich ihm recht ernstlich vor, in was für verdrießliche und beschwerliche Umstände er sich stürzen würde, wie sehr er dadurch I. M. den König irritiren, und I. M. die Königin betrüben würde, er wisse ja überdem auch noch nicht, wo er sich hinwenden wollte (…). Unterdessen bat ich ihn, seine Vivacität ein wenig zu zwingen und den courir, wovon er mir gesagt hätte, abzuwarten, worauf er mir dann offenbarte, daß dieser courir der Secretarius Guy Dickens wäre, welcher bei seiner Rückkunft ihm gewisse Nachricht bringen würde, ob er nach Engeland kommen sollte oder nicht. Er wollte aber doch mit dem Grafen Hoym sprechen wegen der Reise, die ich nebst einem andern Officier, welcher er sein wollte, nach Leipzig incognito tun könnten, welches auch den folgenden Tag auf dem Pavillon geschähe, da dann I. H. der Prinz zu mir kamen und sagten, sie hätten mit dem Grafen gesprochen, es würde wohl angehen, ich sollte nur zu ihm gehen. Ich war aber schon vorher bei ihm gewesen und gebeten, wann ihm I. H. der Kronprinz von einer Reise, so ich nach Leipzig tun sollte, sprechen würde, möchte er nur alle Difficultäten, so viel als möglich machen, welches ich auch zum zweiten Mal tat, wie ich auf des Prinzen Befehl zu ihm ging mit Anhange, daß ich die Reise aus unterschiedenen Ursachen nicht gerne über mich nehmen wollte, noch könnte: weiter könnte ich mich hierüber nicht expliciren, welches er mir auch zu tun versprach, und wollte dem Prinzen schon zu verstehen geben, daß es so leichte nicht anginge, als man es sich vorstellte, kamen hernach weiter zu sprechen, wie man sich Projecte fingirte, die man sich leichte vorstellte, und wenn sie zu execution gedeihen sollten, so fänden sich nicht allein soviel Hindernisse, woran man nicht einmal gedacht, sondern sie kämen auch die meiste Zeit nicht zur Ausfährung, welches auch nur am besten wäre, zumalen, wenn sie von solcher Art wären, daß sie einem mehr Schaden und Verdruß als Nutzen brächten.
Ich hinterbrachte hierauf dem Prinzen, daß ich viel mehr Schwierigkeiten bei dem Grafen Hoym dieser Sache wegen gefunden, als ich mich vermutet, müßte man also nicht so geschwinde gehen, und möchte er ihn nur noch selber darüber sprechen, so würde er die Wahrheit davon erfahren. Er gab mit hierauf den Schlüssel zu seinem Kasten, ich möchte nach sein Zelt gehen und seine Sachen nebst dem Gelde, so ich finden würde, zu mir nehmen. Anstatt aber daß ich solches verrichten sollte, blieb ich unten am Pavillon bis das Exerciren vorbei, da ich mich dann wieder sehen ließ und sagte, daß ich nicht reussiren können, indem ich seine Bediente im Zelte angetroffen, die mir daran verhindert hätten, welches er dann auch vor gültig annahm (…).
Ob mir der Graf Hoym davon gesprochen, erwiderte er hierauf, ich sagte Ja, er hätte mir zu verstehen gegeben, wie I. H. viele Aufseher hätten. Ich möchte doch gleich zu ihm reiten, sagte er mir hierauf, und den Grafen bitten, daß er doch einige Nachrichten gäbe, wer doch die Aufseher wären, wie und auf welche Art sie auf ihn Achtung gäben. Um mich los zu machen, versprach ich solches, anstatt aber bei dem Grafen Hoym zu gehen, blieb ich im Lager bei dem Obristen Katten bis gegen 8 Uhr abends, da ich wieder in das Hauptquartier kam, mit einigen Offlciers, die mich dorten erwarteten, nach Riesa zu reiten. Unter dessen kamen I. H. von I. M. geritten, frugen mich sogleich nach dem, was mir der Graf Hoym zur Antwort erteilet hätte. Wie ich ihm aber sagte, daß ich den Grafen nicht getroffen, seine Leute auch nicht gewußt, wo er sich aufgehalten, schienen I. H. mißvergnügt darüber zu sein, sagten auch, ich würde wohl nicht sein bei ihm gewesen. Wie ich ihm aber das Gegenteil versicherte, so stellte er sich, als wenn er mir Glauben beimesse, und sagte weiter nichts, als, daß es meine Schuld, daß er nicht weggekommen, da er die beste Gelegenheit dazu gehabt, wüßte auch noch nicht, ob er es nicht noch wagte, indem es ihm ohnmöglich länger zu ertragen wäre, die Art, wie er tractiret würde. (…)
Cont'd in part 2, because DW comments have really low character limits for us historical researchers. :P